Wartburg

Bremsen und Fahrwerk

Bremsen

Die Bremsen können sich sehen lassen. Einen Vierkolben Bremssattel bekommt man heute wegen der "Preisorientierung" der Hersteller nicht so oft zu sehen. Würden die Staubschutzmanschetten lange halten, müßte man außer dem Wechsel der Bremsklötzer und Bremsbacken keine Arbeiten an der Bremsanlage vornehmen. Leider tun sie das nicht. Das gilt sowohl für die Bremssattel als auch für die hinteren Bremszy-
linder.
Deshalb sehe ich mir auch hier einmal im Jahr die Bremsen an. Dazu baue ich die Bremssattel ab und die Bremsklötzer aus. Nur dann sind die Staubschutzmanschetten auch zu sehen. Fast jedes Jahr ist wenigstens eine davon gerissen. Der vorbeugende Wechsel aller Manschetten bringt nichts. Die Haltbarkeit schwankt sehr stark. So kommt es auch vor, daß eine neu verbaute Manschette eher einreißt als eine deutlich ältere. Vor dem Einbau der neuen Manschette kommt noch etwas Öl an den Kolben und er wird etwas bewegt. Läßt es sich schwer bewegen, muß er raus und von Rost/ Rückständen befreit werden oder gar gewechselt wer-
den. Die innere Dichtmanschette blieb dabei fast immer in Ordnung. Nach dem Zusammenbau kann man erstmal wieder ein Jahr ohne Sorgen Fahren. Die Manschetten gibt es noch problemlos, da die Nachfrage auch groß zu sein scheint.
Bei den hinteren Bremszylindern gilt für die Manschetten das Gleiche wie vorn. Die Bremsbacken können aber zur Ansicht drin bleiben. Nur die Trommel muß ab. Die Manschetten lassen sich zur Kontrolle auf dem Zylinder drehen. Etwas Gummipflegemittel verlängert (hoffentlich) die Lebensdauer.

Antriebe

Auch die Arbeiten am Fahrwerk konzentrieren sich auf das in Ordnung halten aller Manschetten. Denn sind die in Ordnung, halten auch die Gelenke darunter ewig.
Die Antriebsmanschetten waren zum Glück recht langlebig. 2009 mußte ich sie erstmals wechseln. Dazu muß die Feder raus. Zum Aus- und Einbau haben sich Spannbänder bewährt. Damit kann man auch gleich die Krümmung der Feder für den späteren Einbau belassen. Bei der äußeren Manschette ist darauf zu ach-
ten, daß die Anlaufscheibe bombenfest auf der Gelenkwelle sitzt. Hat sie auch nur die geringste Chance, sich zu verdrehen, tut sie das auch und zerstört nach einiger Zeit die neue Manschette. Das sieht dann so aus, wie im folgenden Bild.

Ausgebaute Feder und verdrehte Gelenkmanschette.

Der restliche Einbau ist unkritisch. Nach 90000km haben nun die getriebeseitigen Nadellager etwas Spiel be-
kommen. Mal sehen, wie lange die noch halten.

Kugelgelenke

Die Manschetten an den Kugelgelenken sind leider eine Katastrophe. Man könnte meinen, die Ersatzteilher-
steller wollen nicht mehr. Ich fand glücklicherweise noch ein paar durchsichtige Manschetten aus dem Anfang der 90er Jahre. Das waren die langlebigsten. Die sind teilweise seit 1995 drauf und gingen 2009 kaputt. Die Gummimanschetten der 90er hielten ein Jahr! Die Gummimanschetten von heute passen gar nicht erst, sie-
he Bilder.

Seitenansicht passende (links) und nicht passende Manschette (rechts).


Draufsicht nicht passende (links) und passende Manschette (rechts).

Die durchsichtige Manschette ist die passende, die schwarze ist neu. Man sieht, daß die Durchmesser stim-
men, die Höhen aber nicht. Bei der Montage kann man sich nun entscheiden, ob die Manschette oben oder unten halten soll. Auf der jeweils anderen Seite hinterläßt sie dann mehrere mm Platz. Mit viel Gewalt bekam ich so ein Teil sogar beidseitig fest. Mit der ersten Bewegung des Kugelgelenks war es dann allerdings auch schon wieder vorbei.
Wenn meine letzten durchsichtigen Manschetten verbraucht sind, bahnt sich hier wahrscheinlich ein Eigen-
bau an.

Lenkgetriebe

Die Gummibälge am Lenkgetriebe halten zwischen einem und vier Jahren. Es sind die einzigen noch erhält-
lichen Ersatzteile für das Lenkgetriebe. 2003 stellte ich etwas Spiel an den lenkgetriebeseitigen Lagerbüch-
sen für die Spurstangen fest. Das ist zwar noch nichts, was ein TÜV bemerkt oder beim Fahren spürbar ist, dafür tut es aber trotzdem den anderen Gelenken und auch der Zahnstange nicht gerade gut. Deshalb wollte ich sie wechseln.
Leider gab es bereits zum damaligen Zeitpunkt weder die Lagerbüchsen einzeln, noch ein neues/ überholtes Ersatzlenkgetriebe. Damals hatte ich noch keine Drehbank, konnte mir aber bei einem Bekannten ein paar Er-
satzbüchsen anfertigen lassen. Ausbau, Zerlegen des Lenkgetriebes und Wechsel der Büchsen gehen recht einfach.
Die Staubschutzmanschette der Zahnstange war leider ebenfalls defekt und nicht mehr erhältlich. Seitdem ist ein Nachbau drin, der bis heute einwandfrei hält. Der Nachbau besteht aus einem 40er Abflußrohr, in das ich einen Deckel einbaute. In den Deckel kam noch ein 1mm Loch für den Druckausgleich rein. Das paßte ganz gut und die Dichtlippe des Abflußrohrs sitzt auch wunderbar am Lenkgetriebe.