TS 150

Lager und Lagersitze

Da nicht alles ewig hält, bekommt irgendwann auch das eine oder andere wälzgelagerte Teil mal Spiel. Doch nicht immer ist dann das Lager die Ursache. Beim Ausbau des Lagers sollte man sich die Welle und den La-
gersitz genauer ansehen.

Wellensitz

Sehen Welle und innerer Lagerring hochglanzpoliert aus, hat sich die Welle im Betrieb gedreht und wird auch im neuen Lager nicht fest sitzen. Die beiden unteren Bilder zeigen ein Teil eines 150er TS Motors, dem das widerfahren ist.

Wellensitz, der im Lager gelaufen ist.


Ansicht unter anderen Lichtverhältnissen.

Um hier wieder einen sicheren Sitz herzustellen, fehlen meist nur wenige Mikrometer und eine etwas aufge-
rauhte Oberfläche der Welle. Beides kann man durch das sogenannte Aufschreiben erreichen. Das Aufschrei-
ben ist eigentlich ein Schweißverfahren, das eine wenige Mikrometer diche rauhe Schicht aufträgt. Das Werk-
zeug dazu ist recht schnell gebaut. Man nehme einen alten Spielzeugsummer oder eine Klingel. Dann entfernt man den Öffnerkontakt darin und befestigt einen kleinen Nagel, eine Büroklammer oder ein sonstiges Stück Stahldraht daran. Das Resultat sieht wie folgt aus:

Umgebauter Spielzeugsummer zum Aufschreiben.

Nun nimmt man eine Batterie oder ein Netzteil und klemmt einen Pol an den Summer und den anderen an das Werkstück an. Als nächstes setzt man den Summer auf das Werkstück und schreibt damit Striche quer zur Laufrichtung rund um das Werkstüch herum.

Aufschreibvorgang.


Aufgeschriebener Strich.

Die Dosierung ist unkritisch. Nach dem Auftragen sollte sich auf jeden Fall die Oberfläche rauh anfühlen. Nun wird die Welle ordentlich sitzen.

Lagersitz

Je nach Materialpaarung und Voranschreiten des Verschleißes kann die Paarung bei einem im Sitz gelaufe-
nen Lager ähnlich wie oben aussehen. Das Spiel zwischen Lager und Sitz kann aber auch deutlich größer sein. Hier hat sich aufzinnen auf das Lager bewährt.
Dazu nimmt man einen Lötkolben mit ca. 100W..200W Keizleistung und erwärmt den äußeren Lagerring da-
mit. Es empfiehlt sich, das Lager vorher auszuwaschen und von jeglichen Schmiermitteln zu befreien.
Ist das Lager warm genug, trägt man etwas Lötfett und gleich danach das Zinn auf. Durch das Lötfett läßt sich der Lagerring hervorragend verzinnen. Als Zinn nimmt man am besten eine Sorte mit hohem Bleigehalt, z.B. Reste aus der DDR. Bei hohem Bleigehalt hat das Zinn vor dem Erstarren eine teigige Phase, die man sehr gut zum Auftragen größerer Schichtdicken nutzen kann.
Nach dem Abkühlen wäscht man das Lötfett ab und feilt das Zinn glatt und auf das Paßmaß zurecht. Bei der Passung ist etwas zu viel Zinn besser als zu wenig. Das Zinn ist weich und wird beim Einbau durch den La-
gersitz zurechgeschoben. Dabei werden auch noch ein paar überschüssige Zinnreste abgeschehrt.
Bei der Überholung des Motors mußte ich im Getriebe bei zwei Wellen Aufschreiben und ein Lager leicht ein-
zinnen. So läuft der Motor nun schon seit 1996 ohne weitere Probleme.