Trabant

Kraftstoff und seltener Betrieb

Bis 1990 war der Kraftstoff verbleit und Wasser war darin unlöslich. Deshalb gab man im Winter gern einen Schluck Spiritus dazu, denn der änderte die Löslichkeit. Bis dahin galt bei längerem Stillstand die Regel: Tank bis zum Anschlag füllen und es passiert nichts. Dies funktionierte sogar über Jahrzehnte hinweg!
Bis heute hat sich diese Regel im Volksmund gehalten. Leider gilt sie schon lange nicht mehr.

Fall 1) S51

Ich brauchte mein S51 nicht mehr als Nutzfahrzeug und setzte es außer Betrieb. Den Tank füllte ich dabei bis zum Anschlag auf.
Zwei Jahre später warf ich einen Blick in den Tank und stellte Schreckliches fest.

Verrosteter Tank meines S51.

Das Bild spricht für sich. Der Tank enthielt bereits eine ca. 2mm dicke Rostschicht. Leider paßt die Kamera nicht rein, um sie zu fotografieren.

Fall 2) Schwalbe

Die Außerbetriebsetzung erfolgte im gleichen Zeitraum. Der Tank sah genauso schlimm aus, wen wundert es.

Fall 3) 71er Trabant

Auch bei ihm hatte ich die zweijährige Ruhephase. Nunja, der Tank sah nachher ebenfalls so aus. Wahr-
scheinlich fragt sich jetzt jemand, wie es wohl im Motor aussieht. Die Frage kann ich teilweise beantworten, denn ich zerlegte den Motor nachher. An Kolben/Zylinder passierte nichts Sichtbares. Dafür aber tiefer im In-
neren.

Verrosteter Kolbenbolzen meines Trabant.

Das Bild zeigt einen Kolbenbolzen. Eigentlich rostete dieses Teil nie. Das hat sich aber leider mit dem Kraft-
stoff geändert. Die Drehschieber sahen noch viel schlimmer aus. Die habe ich aber leider weggeworfen, ohne Bilder zu machen. Wer weiß, wie schlecht der Kolbenbolzen rostet, kann sich vorstellen, wie die Dreh-
schieber aussahen.
Aber es gibt noch mehr Freude, denn da sind ja noch die unteren Pleuellager und die Hauptlager der Kurbel-
welle. Zum Glück sind die Laufflächen so schlecht zu sehen. Wenigstens läuft der Motor heute noch damit.

Fall 3) TS 150

Nein, diesmal ist es keine Außerbetriebsetzung. Ich tankte immer rechtzeitig und fuhr nie bis zur Reserve. Demzufolge benutzte ich die Reservestellung auch nie.
Nie bis auf einmal. Und dieses eine Mal kam nichts mehr aus dem Benzinhahn und ich mußte schieben. Das ist an sich noch nichts Schlimmes. Das kommt erst noch. Ich schraube den Benzinhahn ab und ließ den Tank ab, um beide zu reinigen.
Siehe da: auch der Tank war im unteren Teil verrostet, und zwar genau bis zur Reservestellung. Entnimmt man den Kraftstoff immer nur aus der Normalstellung, wird die obere Schicht des Kraftstoffs erneuert, die un-
tere nicht. Die untere Schicht zerfällt und greift den unteren Teil des Tanks an. Darüber ist alles normal.

Fall 4) Nutztrabbi

Nunja, das war dasselbe wie bei der TS etwa im gleichen Zeitraum. Meine Meinung zum Kraftstoff dürfte da-
mit klar sein. Dem Begriff "hochwertig" ordne ich andere Eigenschaften zu.

Was tun?

Das Thema Tank ist nicht das Problem. Im Normalbetrieb fahre ich nun nur noch in der Reservestellung. Da-
mit wird der Kraftstoff immer an der tiefsten Stelle entnommen und das Reserveproblem erledigt sich. Bei der Außerbetriebsetzung auch über den Winter lasse ich den Kraftstoff komplett ab. Die Luft läßt den Tank auf kei-
nen Fall so schnell rosten wie der Kraftstoff. Anschließend gieße ich einen Schluck Stabilisator in den leeren Tank.

Den gibt es z.B. bei Louis. Ob er sein Versprechen hält, das Zerfallen des Kraftstoffes zu verhindern, möchte ich nicht mehr ausprobieren.
Den/die Vergaser lasse ich vor jedem Winder ebenfalls ab. Beim Trabbi reicht es, dazu die Haupdüse he-
rauszudrehen. Bei der TS lockert man zwei Schrauben, dreht ihn um 90o und schraubt die Wanne kurz auf. Die Intruder hat sogar Ablaßschrauben dafür. Der Gartentraktor ebenfalls.
Und der Motor? - Nunja, ich drehe die Kerzen heraus, gieße einen Schluck Öl hinein, schraube dann ein paar alte Kerzen rein und drehet ihn nochmal etwas. Beim Viertakter reicht das. Beim Zweitakter reicht das eigent-
lich nicht. Eigentlich müßte man den Motor laufen lassen, den Ansaugschlaug ziehen und mit einer Sprühpi-
stole kräftig Öl reinsprühen, bis er ausgeht. Ob das die absolute Sicherheit bringt, ist aber ebenfalls noch un-
gewiß. Den Aufwand betreibe ich dann doch nicht. Außerdem setzt das den Auspuff kräftig zu. Ich kann also keine Patentlösung für den Zweitakter nennen (außer zerlegen, auswaschen und ölen).
Bei der nächsten Inbetriebnahme lasse ich die alten Kerzen dann für eine kurze Fahrt drin und schraube die ordentlichen Kerzen erst danach wieder rein. Dann sehen die nichts von dem Konservierungsöl.